Auch wenn die Primärrettung bei Verkehrsunfällen nicht originär Aufgabe des THW ist, so war es dennoch hochinteressant zu sehen, welche Probleme verstärkte Fahrgastzellen und immer festere Werkstoffe – so gut sie für den Insassenschutz bei Unfällen auch sind – bei der anschließenden Notfallöffnung von Fahrzeugen mit sich bringen.
Artikel des "SÜDKURIER" vom 31.07.07:
"Bodenseekreis - 200 Führungskräfte der Werks- und Freiwilligen Feuerwehren aus den Landkreisen Sigmaringen, Ravensburg und Bodenseekreis wurden in einem ganztägigen Praxisseminar auf dem Bodensee-Airport in Friedrichshafen auf den neuesten Stand im Bereich der modernen Unfallrettung gebracht. Neben einem ausführlichen Technikteil standen Fachreferate aus den Bereichen Polizei und Medizin auf dem ganztägigen Programm.
Moderne Fahrzeugtechnologien, wie die Verwendung hochfester Stähle, der Einsatz von Verbundwerkstoffen und Werkstoffkombinationen oder die Ausstattung mit Airbagsystemen und Gurtstraffern erhöhen zwar die passive Sicherheit, im Fall schwerer Unfälle stellen sie aber die Rettungskräfte vor neue Herausforderungen: Rettungsscheren gelangen immer schneller an ihre Leistungsgrenzen, pyrotechnische Treibsätze und Gasgeneratoren von heute serienmäßig verbauten Airbags und Gurtstraffern erfordern eine umsichtige Erkundung des Unfallwagens, bevor Schnitte in die Karrosserie zur Befreiung eingeklemmter Opfer gesetzt werden können. Diese Problematiken veranlassten den Kreisbrandmeister des Bodenseekreises, Henning Nöh, einen eigenen Schulungstag zu dieser Thematik zu organisieren und mit einem Stab an Ausbildern aus den Reihen der Gemeindefeuerwehren durchzuführen. Verstärkt wurde das Ausbilderteam durch André Weiss, einem externen Rettungsspezialisten, der hauptamtlicher Werksbrandmeister bei einem namhaften deutschen Automobilhersteller ist und nebenberuflich ein eigenes Schulungszentrum unterhält.
In Theorie und Praxis wurden den Seminarteilnehmern neueste Rettungstechniken an drei spektakulär präparierten Unfallfahrzeugen vermittelt. Geräteführung, Einsatzorganisation, Absicherung und Rettung aus schwierigen Fahrzeuglagen standen ebenso auf dem Programm wie die Kooperation mit dem Notarzt und der Polizei. Während Kreisbrandmeister Henning Nöh und Werksbrandmeister André Weiss den feuerwehrtechnischen Theorieteil bestritten, referierte Polizeikommissar Joachim Broschek über die Schwerpunkte polizeilicher Tätigkeiten bei Unfällen. Dr. Bernhard Maier, leitender Notarzt im Landkreis und Chefarzt der Anästhesie im Helios-Spital Überlingen, berichtete über aktuelle Standards patientengerechter Rettung, Schocktherapie und die Gefahren durch Entklemmungstraumen.
In einem breit angelegten Praxisteil demonstrierten Teams der Feuerwehren Uhldingen-Mühlhofen und Tettnang am Nachmittag dann verschiedene Schnitt- und Rettungstechniken, die von den Ausbildern Jürgen Nell (Salem) und Frank Weber (Überlingen) moderiert wurden. Dr. Bernhard Maier erläuterte parallel hierzu die notfallmedizinischen Besonderheiten der einzelnen Lagen und die notwendigen Schritte zur Patientenversorgung. Zusätzliche Tipps und Kniffe wusste Rettungsspezialist André Weiss zu vermitteln."