Zuvor hatten Mitarbeiter der Stadtwerke Überlingen (SWÜ) bei einer routinemäßigen Begehung des Damms rund um den Andelshofer Weiher festgestellt, daß dieser auf einer Länge von ca. 50 Metern durchweicht war und Wasser durch die Erdmassen sickerte. Daraufhin hatten die Stadtwerke die Feuerwehr alarmiert.
Der Andelshofer Weiher wird von den SWÜ als Wasserspeicher zur Stromgewinnung über ein Fallrohr in eine Turbine betrieben.
Gegen 12.45 rückten die ersten Einsatzfahrzeuge des OV Überlingen zur Einsatzstelle ab. Bei einer ersten Lageeinweisung vor Ort durch den Einsatzleiter StBM Löhle wurde schnell die Problemstellung klar. Ziel musste sein, den Wasserstand des ca. 37 Hektar großen Weihers schnellstmöglich um ca. 1,5 Meter zu senken, um den Druck von dem durchgeweichten Dammabschnitt zu nehmen. Erschwerend hinzu kam die Tatsache, daß aufgrund eines Leitungsschadens die 80-cm-Druckleitung, welche normalerweise die Turbine speist, für einen Wasserabfluss nicht zur Verfügung stand. Dies war auch der Grund, weshalb der Weiher momentan so viel Wasser bevorratete. Somit blieb nur die Alternative, möglichst viel Wasser über die Dammkrone abzupumpen und anschließend über den natürlichen Abflussbach sowie weitere Wasserläufe in der Nähe abzuleiten. Hierbei war zu beachten, daß in den natürlichen Abflüssen Rohrquerschnitte von ca. 30 cm eine Begrenzung der maximalen Abflussmenge darstellten.
Zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen wurde daraufhin begonnen, diverse Pumpen in Stellung zu bringen.
Der in der Zwischenzeit am Einsatzort eingetroffene Geologe kam zu der Auffassung, daß eine akute Gefahr eines Dammbruchs zwar nicht bestehe, jedoch nach ca. 10-14 Tagen die Aufweichung durchaus zu einer derartigen Schwächung des Erdreiches führen könnte. Auch er hielt ein Senken des Wasserspiegels für absolut erforderlich.
Nachdem zunächst die 3000-Liter-Pumpe auf Schwimmfloß des OV Überlingen sowie diverse Tauchpumpen der Feuerwehr in Betrieb genommen wurden, war schnell klar, daß die dadurch erbrachte Pumpleistung nicht ausreichen würde, um in möglichst kurzer Zeit eine signifikante Absenkung des Wasserspiegels zu erreichen. Nach einer erneuten Besprechung mit Vertretern der Stadtwerke Überlingen, dem Einsatzleiter der Feuerwehr sowie dem Zugführer des THW Überlingen wurde beschlossen, weitere Pumpen zum Einsatzort nachzufordern. Hierauf wurde über die THW-Geschäftsstelle in Biberach zunächst die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen (FG W/P) des OV Riedlingen sowie die FG W/P des OV Rottenburg alarmiert. Des weiteren wurden zusätzliche Tauchpumpen von der Werksfeuerwehr EADS Dornier Immenstaad sowie der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichshafen zur Verfügung gestellt.
Während auf der Dammseite sämtliche Tauchpumpen in Stellung gebracht wurden, bauten die beiden Fachgruppen W/P auf der Nordseite des Weihers eine ca. 1800 Meter lange Pumpleitung bis in den Auenbach beim Haustierhof Reutehöfe auf. Die ursprünglich mit einer 5000-Liter-Pumpe betriebene Leitung wurde im Laufe des 05.04.06 durch eine zweite Großpumpe, welche vom OV Waldshut-Tiengen vor Ort gebracht wurde, unterstützt, um auf die Länge der Schlauchleitung auch die volle Pumpenleistung von 5000 Litern in der Minute zu erreichen. Insgesamt konnte zu Spitzenzeiten mit allen Pumpen eine Gesamtleistung von ca. 40.000 Litern pro Minute erzielt werden! Eine Berechnung ergab jedoch, daß bei einer solchen Pumpleistung ca. 7-9 Tage für die notwendige Absenkung des Wasserspiegels notwendig gewesen wären.
Am Nachmittag und Abend des 04.04.06 versuchten zudem Taucher des THW Ortsverbandes Stockach, ein in ca. 5 Meter Tiefe des Wasserschlosses des Weihers gelegenes 30-cm-Rohr für den Wasserabfluss zu öffnen. Nachdem dies nicht gelang, wurde ein 9 Meter tief in dem Schacht befindliches 15-cm-Rohr geöffnet, welches nochmals eine Beschleunigung des Wasserablaufs bewirkte.
Die Pumparbeiten dauerten vom Nachmittag des 04.04. die ganze Nacht hindurch und den ganzen Tag des 05.04. über an. Vor Ort befanden sich ständig ca. 20 Helfer des THW sowie etwa gleich viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen. Der Einsatz entwickelte sich somit sehr personal- und materialintensiv. Bei einer erneuten Lagebesprechung am Mittwoch Abend wurde daher nach weiteren Alternativen zu einem mehrtägigen Pumpeinsatz gesucht. Seitens der Stadt kam schließlich der Vorschlag, durch die 70 cm starke Betonwand des Wasserschlosses ca. eineinhalb Meter unter dem Wasserspiegel zwei Kernbohrungen zu treiben, um somit auf diesem Wege eine Erhöhung des natürlichen Wasserabflusses zu erreichen.
Erneut mussten die Taucher des THW Stockach ran. Sie führten in Zusammenarbeit mit einer ortsansässigen Baufirma nach Verschalung von außen die Kernbohrungen im Inneren des Schachtes erfolgreich durch. So konnte die natürliche Abflussmenge soweit gesteigert werden, daß in Absprache mit allen beteiligten Organisationen auf den weiteren Einsatz der Pumpen verzichtet werden konnte. Am späten Mittwochabend (05.04.06) wurden daher alle Pumpen abgeschaltet und am frühen Donnerstag Morgen nach und nach zurückgebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde alleine durch die knapp zweitägige Pumpleistung sowie den natürlichen Abfluss durch das 15-cm-Rohr eine Absenkung des Wasserspiegels um ca. 30 cm erreicht, obwohl das Wetter im Laufe des Mittwochs mit Schnee und Regen sich alles andere als positiv für den Wasserstand entwickelte.
Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten an Gerätschaften und Fahrzeugen wurden am Freitagmorgen schließlich zum Abschluss gebracht.
Neben der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen waren in verschiedenen Stärken die THW Ortsverbände Überlingen, Riedlingen, Rottenburg, Pfullendorf, Stockach und Waldshut-Tiengen an dem Einsatz beteiligt.