Cebu/Überlingen, 14.01.2014

Eindrücke vom Auslandseinsatz auf den Philippinen

Ulrich Knirsch, Gruppenführer im Technischen Zug des THW-Ortsverbandes Überlingen und THW-Auslandsexperte für den Bereich Koordination und Logistik, war im Dezember 2013 vier Wochen auf den Philippinen im Einsatz, um nach dem verheerenden Wirbelsturm Haiyan die Aufbauarbeiten vor Ort zu unterstützen.

Im Krankenhaus.

Nach seiner Rückkehr beschreibt er seine Erlebnisse in einem Zeitungsartikel des SÜDKURIER:

Wenn THW-Helfer Ulrich Knirsch an seinen vierwöchigen Katastrophen-Einsatz auf den Philippinen zurückdenkt, dann schießen ihm viele Bilder durch den Kopf. Vor allem aber muss er an Gerald denken, den Zehnjährigen, den er im Krankenhaus kennenlernte und dem ein umstürzender Baum während des Taifuns, der die Philippinen Anfang November heimsuchte, die Wirbelsäule gebrochen hat. Gerald wird nie wieder gehen können.

In diesem Krankenhaus in der philippischen Stadt Cebu, sagt Knirsch, der Mitglied des Technischen Hilfswerks (THW) Ortsgruppe Überlingen ist und in Markdorf lebt, gebe es einen Saal, der auf 80 Patienten ausgerichtet ist. Nach der Katastrophe lagen dort jedoch 130. Und nicht nur sie waren im Raum, sondern auch ihre Angehörigen: „Am Bett jedes Patienten wohnte quasi ein Familienmitglied, das ihn versorgte.“ Den Filipinos liege viel an ihrer Familie und ihrem Freundeskreis. Und sie seien sehr fleißig, arbeiten zum Teil mit einfachsten Hilfsmitteln und ohne Unterlass.

In diesem Krankenhaus in Cebu sah Ulrich Knirsch, was Armut bedeutet. Viele Patienten mit Knochenbrüchen, sagt er, hätten sich einen Splint aus Edelstahl nicht leisten können. Er würde umgerechnet 5 Euro kosten. Ein Tagelöhner verdiene am Tag etwa 2 Euro, eine Krankenversicherung gebe es nicht. Behandelt werden die Menschen, die sich einen Splint nicht leisten können, aber trotzdem: „Dann verwendet der Chirurg eine Fahrradspeiche, die kostet nur ein paar Cent.“

Knirsch selbst hat für das THW in der Koordinierungsstelle in Cebu gearbeitet. Einen typischen Tag – sofern es in einer solchen Situation überhaupt einen typischen Tag gibt – beschreibt der 47-jährige Systemingenieur bei Astrium in Immenstaad so: „Vormittags arbeitete ich die Anfragen von der THW-Zentrale ab, die über Nacht gekommen waren, aktualisierte unseren Notfallplan und testete die Satellitentelefone.“ Anschließend fuhr er zum Militärflughafen, etwa um eine Lieferung an eine andere Hilfsorganisation mit einer der wartenden Maschinen loszuschicken. Auf dem Rückweg besuchte er lokale Firmen, von denen das THW Geräte kaufen wollte, Anlagen zur Reinigung des Trinkwassers zum Beispiel. Nachmittags folgte dann ein Austausch mit der THW-Zentrale. „Auf dieser Grundlage konnte ich die Fahrzeuge für den nächsten Tag disponieren. Fast jeden Abend kamen neue Kameraden an, die ich vom Flughafen abholte, informierte und einteilte“, berichtet Knirsch.

Für Ulrich Knirsch ist es ganz wichtig, dass der Blick nicht nur auf die Toten, sondern auch auf die leidtragenden Lebenden gelenkt wird. Seien alle Toten geborgen, werde die Katastrophe „mental abgehakt. Tatsächlich kommen auf jeden Toten aber zig Verletzte, Traumatisierte oder ganz einfach ‚nur‘ Obdachlose, die über viele Jahre darunter leiden werden. Ich denke, wir können den Toten noch am besten gerecht werden, indem wir ihren Hinterbliebenen helfen.“ Und das versuchen Ulrich Knirsch und seine Kameraden nach Kräften. Wobei sie sich keinesfalls als Helden sehen wollen.

Generell sagt Knirsch: „Es ist ein gutes Gefühl zu helfen, auch wenn ich nicht in vorderster Front stand. Die Filipinos waren sehr dankbar und ich habe ein Verständnis für ihre Kultur entwickelt, das ich als Tourist sicher nicht bekommen hätte.“ Mit einigen Filipinos sei er auch jetzt nach seiner Rückkehr nach Deutschland noch in Kontakt.

Stürme und Erdbeben, sagt Knirsch, seien in dieser Region nicht ungewöhnlich. „Vermutlich deshalb sind die Menschen relativ gefasst. Allgemein habe ich erlebt, dass die Filipinos sehr optimistisch eingestellt sind. Sie sehen eher was geblieben ist als was sie verloren haben. Für sie ist das Glas viertelvoll – nicht dreiviertelleer.“

Quelle: SÜDKURIER


  • Im Krankenhaus.

  • Bild der Zerstörung.

  • Das THW-Camp auf Bantayan.

  • Trinkwasser-Aufbereitungsanlage.

  • 'Büro-Arbeitsplatz'.

  • Übergabe einer Chlordosiereinheit.

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